Aus Märkische Allgemeine | 06.09.2005

Wildpark-Verein organisierte mitten im Wald Jazz mit Jürgen Dörner

Jazz muss der Musiker im Blut haben, sonst sollte er es lassen. Doch ein Auftritt allein mit einem Altsaxophon unter freiem Himmel im „Vergessenen Lennéareal“, dem Wildpark, das ist auch für einen Vollblut-Jazzer eine echte Aufgabe. Jürgen Börner, Gründer und Spiritus Rector der fünfköpfigen Band „Swing Connection“ und Leiter des Landesjugendjazzorchesters stellte sich dieser Anforderung auf Begehren des Wildpark-Vereins am Sonntag bereitwillig.

Weithin war der sonore Klang des Saxophons im Wald zu vernehmen. Im besten Sinne des Alleinunterhalters stand er unter der kanzelartigen Überdachung im Zentrum des großen Wegesterns und spielte bei hellem Sonnenlicht swingende Songs, Balladen, Teile von Filmmusiken. Sonny Rollings, Duke Ellington, Gerry Muligan oder Miles Davis waren nur einige der klingenden Jazzlegenden. Den Swing konnte man spüren, das fehlende Schlagzeug ersetzte der geneigte Zuhörer im Geiste.

Der Vortrag hatte eine weihevolle Prägung so inmitten der grünen Natur, begleitet allein vom Vogelgezwitscher. Die innere Spannung hielt der Solist über den gesamten einstündigen Vortrag aufrecht, kleine Episoden zu Künstlern und Entstehungshintergründe der Musikstücke würzten den musikalischen Part zusätzlich. So berichtete er vor Erol Garners Titel „Misty“, wie einmal in der Pause eines Auftrittes eine weiße Lady in Garners Garderobe kam und fragte: „Stimmt es Mr. Garner, dass sie keine Noten lesen Können?“ Worauf dieser konterte: „Hört man das etwa raus?“

Diese kleine Geschichte ist bezeichnend für das musikalische Prinzip im Jazz. Die geschriebene Note ist sekundär, und wenn überhaupt, reichen aufgezeichnete thematische Gedanken aus, die dann improvisiert und synkopenreich umspielt oder variiert werden. Von Henry Manchini hatte er die Noten zu dessen Filmmusik über den rosaroten Panter mit dabei. Den dreistimmigen „Pink Panter“-Song gestaltete er mit dem einsamen Altsaxophon im Wechsel durch die einzelnen Stimmen. So war das Thema in den verschiedensten Modulationen zu hören und so schnell wird man es nicht wieder vergessen können. Der Verein hat mit diesem Konzert einmal mehr bewiesen, dass man kulturelle Highlights auch im Wald glücklich präsentieren kann.

Zum bevorstehenden Potsdamer Jazzfestival ist Jürgen Börner mit seinem Quintett im „Al Globe“ zu hören. mamü