Architekt Pirzio-Biroli hat Masterplan für Potsdams Westen erarbeitet / Vereine an Vorhaben beteiligt
PNN vom 16.07.2007 von Günter Schenke
Potsdam-West – Auf der Nordseite der ehemaligen Mülldeponie Golm soll ein Amphitheater nach dem Beispiel der Berliner Waldbühne entstehen. Das sehen die Pläne des italienischen Landschaftsarchitekten Roberto Pirzio-Biroli, der sich schon in der die Bornimer Feldflur einen Namen gemacht hat, vor. Laut Pirzio-Biroli könnte das Amphitheater an der Nordseite der derzeit weitgehend unkultivierten Deponie entstehen. Und deren Gipfel sollte ein Belvedere wie auf dem Pfingstberg krönen.
„Ich habe den Masterplan im Kopf“, sagt der Architekt, der sich jetzt bemüht, in Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Land Nägel mit Köpfen zu machen. Der Landschaftsplan um Golm mit Luch, Deichen und Seeufern ist dabei nur ein Teil des Projektes, welches den gesamten jetzigen Potsdamer „Westen“ vom Wildpark bis zum Schlänitzsee umfasst.
„Unsere Ausgangssituation ist besser als Ende der neunziger Jahre in der Bornimer Feldflur, denn wir können uns auf drei Vereine stützen“, sagt der Italiener. Mit von der Partie sind der „Verein für Landschaftspflege Potsdamer Kulturlandschaft“, der Verein „Wildpark Potsdam“ und die „Lenné-Akademie für Gartenbau und Gartenkultur“. Am Sonnabend unternahmen diese drei unter fachlicher Führung von Pirzio-Biroli eine Bus-Rundfahrt durch das zu erfassende Gebiet. Der Bus von Andreas Nickol musste dabei zum Teil die halsbrecherischen Feldwege an der ehemaligen Baumschule Geltow oder die Zufahrt Zum Ortsteil Schlänitzsee passieren.
„Das ist einer der schönsten Plätze in Potsdam“, verkündete Pirzio-Biroli an den Entenfängerteichen zu beiden Seiten des Werderschen Damms. Zu Lennés Zeiten habe es einen Weg um die Teiche gegeben; heute seien sie nicht mehr erlebbar, sagt er und plant Veränderungen: einen teilweise aus Holzstegen gestalteten Rundweg. Ähnliche Vorstellungen entwickelt er für die Uferregionen und die teilweise kilometerlangen Deiche in Golm und Grube. Wiederherstellung der Lennéschen Gestaltung, wo es geht, eine bessere wirtschaftliche Erschließung sowie die Verbesserung der Bedingungen für die wirtschaftliche Nutzung der Region – das sind die Hauptziele des Konzeptes.
„Ich habe im Bornstedter Feld gesehen, dass die neu gestalteten Wege wieder zuwachsen“, bemerkt Hubertus Krüger, Leiter der Oberförsterei Potsdam. Krüger beklagt, dass offenbar das Geld da ist, um etwas neu zu gestalten und anschließend fehlten die Mittel zur Erhaltung und Pflege. „Deshalb müssen wir punktuell vorgehen“, meint Pirzio-Biroli. Solch ein Punkt sei zum Beispiel die Eisenbahnbrücke über die Enge am Zernsee, die eine Fuß- und Radwegeverbindung vom Wildpark nach Werder darstellt. Vor Ort erklärt der Landschaftsarchitekt, dass eine neue Überführung für Radfahrer und Fußgänger möglich sei, denn die Brückenköpfe aus den dreißiger Jahren seien schon vorhanden.
In einem Antrag an die Stadt Potsdam und das Ministerium für Infrastruktur des Landes Brandenburg haben die drei Vereine ihre „Vision zur Gestaltung im Westen der Insel Potsdam“ zusammengefasst. Sie schlagen eine „erneuernde Gestaltung“ des riesigen Landschafts- und Stadtraumes vor. Die Mittel hierfür sollen aus dem europäischen Fonds für integrierte ländliche Entwicklung kommen.