Verein möchte die Teile beidseits der Bahnlinie verbinden / Projekt könnte bis 2012 verwirklicht werden

Von Erhart Hohenstein aus PNN

Wildpark – Der in Ost und West zweigeteilte Wildpark wird wiedervereinigt. Beide Teile, die ab 1957 durch den Bau der Bahnstrecke des Berliner Außenrings entstanden waren, sollen durch eine Brücke für Fußgänger und Radfahrer verbunden werden. Gestern stellte der Verein Wildpark durch seinen Vorstand Olaf Riecke das Vorhaben im Hotel Bayrisches Haus vor, von dem es ebenso unterstützt wird wie von der Bürgerinitiative Forststraße.

Der Verein hat das Potsdamer Ingenieurbüro von Dirk Hottelmann mit einem Entwurf beauftragt, der auf einer Diplomarbeit von Christian Scharnagel fußt. Danach soll ein gut 45 Meter langes und 2,75 Meter breites Bauwerk entstehen. Die leicht gekrümmte Dreifelder-Fachwerkbrücke besteht aus Holz und ruht rechts und links der Gleise auf Stahlstützen. An den Böschungen liegt sie beidseits auf Streifenfundamenten aus Stahlbeton auf.

Diese Konstruktion konnten die Gäste der gestrigen Präsentation an einem Modell begutachten, dessen Anfertigung von Hotelgeschäftsführerin Gertrud Schmack ermöglicht wurde. Das Bayrische Haus würde nach dem Brückenbau als Ausflugsziel stärker in den Blickpunkt rücken. Besucher könnten dann vom Neuen Palais in Sanssouci aus durch den Haupteingang Forsthaus Sanssouci-Tor (Tierklinik) den Wildpark auf gerader Strecke über den Wegestern mit seinem Ruheplatz und die von dort ausgehende Ahornallee bis zur Bahnlinie durchqueren. Von dort gelangen sie über die neue Brücke und den Großen Hirschweg zum Bayrischen Haus, das König Friedrich Wilhelm IV. 1847 für seine aus Bayern stammende Gemahlin Elisabeth hatte bauen lassen. Später als Ausflugslokal genutzt, zu DDR-Zeiten um ein Nebengebäude erweitert und Gästehaus der SED, ist es heute ein Fünf-Sterne-Hotel.

Der geplante Brückenbau hat seinen Preis. Hottelmanns Büro schätzt ihn auf 405 000 Euro brutto, die kann der Wildparkverein nicht aufbringen. Er ist jedoch optimistisch, dass sich Spender und Sponsoren finden und Gelder aus Fördertöpfen eingeworben werden können. Die Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Saskia Funck, sagte politische Unterstützung zu. Hoffnungen setzt der Verein auch auf die Deutsche Bahn AG. Deren Vorstand hat bekundet, er stimme dem Vorhaben zu, und deutete an, er könne die Übernahme der Unterhaltungskosten (bei einer Holzbrücke nicht unerheblich) für zehn Jahre prüfen. Zur Baufinanzierung wolle er aber nicht beitragen. Derartige Ansprüche, wie gestern zu hören, aus einem „Mitverschulden“ der Bahn am jeglichem Landschafts- und Denkmalschutz hohnsprechenden Bau der Strecke durch den Lennéschen Wildpark abzuleiten, wäre allerdings nicht stichhaltig. Dem lag im Kalten Krieg eine politische Entscheidung des SED-Regimes zugrunde, das seine Funktionäre nicht mehr durch die „Westsektoren“ nach Berlin reisen lassen wollte.

Auch die Forstverwaltung als Eigentümer des Wildparks wird finanziell nicht zum Brückenbau beitragen, stellte Potsdams Oberförster Hubertus Krüger klar. Sie werde das Vorhaben jedoch durch Gestaltung und Beschilderung der dorthin führenden Waldwege unterstützen. In den letzten Jahren habe sie in dem 870 Hektar großen Waldgebiet unter anderem die als Waldschule genutzte Wildmeisterei denkmalgerecht saniert, den historischen Antoniusweg wieder hergestellt und den „Palaisblick“ vom Kellerberg nach Sanssouci neu geöffnet.

Als wohl bester Kenner des Wildparks äußerte der Heimatgeschichtler und Autor Adolf Kaschube die Hoffnung, dass er bereits im Jahr 2012 als dann 80-Jähriger zum 300. Geburtstag des bedeutendsten Preußenkönigs Friedrich II. die Vollendung des Brückenschlags im Wildpark mitfeiern darf.