Von den Russen verschleppte Bronze-Hirsche zieren wieder den Wildpark
Berliner Morgenpost | 30.03.2006
Dieter Weirauch
Potsdam – Ende einer langen Irrfahrt. Nach 60 Jahren Abwesenheit thronen die 1844 vom berühmten Bildhauer Christian Daniel Rauch (1777-1857) geschaffenen Bronzehirsche wieder links und rechts des Einganges zum Wildpark am Forsthaus Sanssouci nahe dem Kaiserbahnhof. Heute um 15 Uhr wird dort das glückliche Ende einer langen Odyssee gefeiert. Seit der Gestaltung des an den Park von Sanssouci angrenzenden Wildparks im Jahr 1842 durch Peter Joseph Lenné bestimmten die beiden Bronzehirsche als künstlerisches Element den Eingang des 870 Hektar großen Jagdgebietes.
1945 von der Roten Armee beschlagnahmt, kamen sie über Zwischenstationen als Beutekunst in die Militärstadt nach Wünsdorf (Teltow-Fläming) und schmückten fortan den Eingang zum Festsaal des dortigen Theaters. Im Frühjahr 1994 hatten die russischen Soldaten die Plastiken schon eingepackt, um sie nach Moskau zu bringen, erinnerte sich gestern Wildpark-Historiker Adolf Kaschube. Die Schlösserstiftung als Eigentümerin zahlte damals 16 000 Mark (8000 Euro) und holte die einzigartigen Kunstwerke zurück. Rudolf Böhm, Leiter der Werkstatt für Skulpturenrestaurierung der Stiftung, ersetzte ein abgebrochenes Geweihstück eines der beiden Sechzehnender. Skurril: Die Sowjets hatten an Stelle der fehlenden Geweihstange einfach ein echtes Geweihstück gesteckt. Sponsoren sorgten jetzt dafür, daß beide Hirsche wieder auf Sockeln thronen, sagt Bernd Rosenkranz, Chef des 230 Mitglieder zählenden Fördervereins. Die Stiftung überließ dem Verein die Kunstwerke per Leihvertrag.