Zu Beginn seiner Regierungszeit ließ Friedrich Wilhelm IV. in Potsdam gleichzeitig zwei verschiedenartige Tiergärten westlich des Sanssouci – Parkes einrichten. Eingefügt zwischen dem Neuen Palais und dem Schloß Charlottenhof entstand der naturnahe Fasanengarten, der eine Flächengröße von 18,7 ha hatte und mit einem Holzzaun umgeben war. Der parkähnliche Tiergarten, in dem Silber- und Goldfasane des Berliner Tiergartens ihr neuzeitliches Gehege erhielten, wurde im Januar 1842 fertig und mit mehreren hundert Tieren bevölkert.
Angrenzend an den Fasanengarten und südwestlich der Gärtnerlehranstalt entstand zeitgleich der großflächige Wildpark mit Wald-, Feld- und Wiesenflächen. In diesem traditionellen Jagdgebiet liegen drei Erhebungen, der Entenfänger -, der Schäferei- und der Kellerberg. Außerdem befindet sich im westlichen Randgebiet der große Entenfängersee mit einer vielfältigen Vogelwelt.
Das großflächige Wildgebiet wurde speziell für Rot- und Damwild auf einer geschlossenen Wald-, Feld- und Wiesenfläche im Nahbereich des Parkes Sanssouci eingerichtet. Mit der Gestaltung und Koordinierung des Landschaftsprojektes, das in abgewandelter Form dem Lennéschen Verschönerungsplan entsprach, wurden der Landschaftsgestalter Peter Joseph Lenné und der Architekt Ludwig Persius beauftragt. In der erstaunlich kurzen Zeit von nur acht Monaten wurde das umfangreiche Bauvorhaben fertiggestellt. Das zusammenhängende gende Areal erstreckte sich im Osten bis zum Weg am Wildpark, jetzt Forststraße, im Südwesten bis zur Allee Potsdam – Geltow, jetzt B 1, im Westen bis zu den Geltower Havelwiesen und im Norden bis zum jetzigen Werderschen Damm. Parallel wurden der 12 km lange und 2,6 m hohe Holzzaun mit den drei Forsttorhäusern gebaut und die Umgehungswege um den Wildpark hergestellt. Zur Überquerung von Gräben wurden fünf Brücken gebaut und Wegedämme bis zu 2 m Höhe aufgeschüttet. Das aufgekaufte Pirschvorwerk, das aus zwei Gehäften bestand, wurde abgerissen.
Die Baumschulen, bestehend aus alter Landesbaumschule und Holzschule und der Schießplatz am Kellerberg wurden geräumt und verlagert. Am 12.10.1842 wurde das 870 ha umzäunte Wildparkgebiet und die Communicationswege, die durch das Terrain der Pirschheide führten, geschlossen. Das unangemeldete Betreten des Wildparkes wurde untersagt. Der Hegemeister Ernst Grußdorf bezog die Wildmeisterei am Kellerberg und begann intensiv mit dem Aufbau des Rot- und Damwildbestandes. Die ersten acht Hirsche, davon ein weißer Hirsch, stammten von der Pfaueninsel. Wegen der Nähe des Parkes Sanssouci wurde das Forsthaus Sanssoucitor der Hauptzugang zum königlichen Wildpark. Im umzäunten Areal blieb das bestehende Wegenetz erhalten, es diente weiterhin der Erschließung der Wald-, Wiesen- und Wildackerflächen und Jagdeinrichtungen. Die neu entstandenen Einrichtungen, zu denen drei Hafer- und zwei Heuscheunen gehörten, lagen an geeigneten Wegen. Mehrere kleine Jägerhäuschen erhielten an Lichtungen ihren Platz. An den Futterplätzen waren Handpumpen mit Wasserträgen aufgestellt. Auf dem großen Entenfängerberg, der eine interessante Aussicht bot, richtete Lenné einen Königinteeplatz ein. Vom Forsthaus Nordtor war der Teeplatz über den Königsweg zu erreichen.
Im Jahr 1847 erhielt die aus Bayern stammende Königin Elisabeth als Geburtstagsgeschenk ihres Gatten, Friedrich Wilhelm IV., ein Bayrisches Haus, das Ludwig Ferdinand Hesse auf dem Plateau des Schäfereiberges baute. Erhalten blieben die alten Wege, deren Namen den Beamten und Angestellten des Wildparkes geläufig waren und noch heute zum Teil im Sprachgebrauch sind. Zu diesen Wegen gehören: der große Hirschweg, der alte Pirschweg, die Entenfängerallee, der Baumschulenweg, der Mittelweg, der Waldweg, der Antoniusweg (benannt nach dem Heiligen Antonius, dem Schutzpatron der Tiere) und die Schlange, die zum Schäfereiberg führt. In einem historischen Messtischblatt sind viele Waldwege namentlich bezeichnet. Bei fachkundigen Wildparkführungen durch Mitglieder des Wildpark e.V. werden auch heute selten genannte Wegenamen erläutert. Neu gestaltet hat Lenné das Wegesystem auf den Ackerflächen des abgerissenen Pirschvorwerkes. Der König wollte aus Traditionsbewusstsein in seinem Jagdgebiet einen achtstrahligen Wegestern mit einem Futterschirm im Mittelpunkt. Dafür verwendete man den historischen großen Futterschirm von der Pfaueninsel als Point de vue, den der Architekt Johann Gottfried Schadow schuf. Auch heute noch ist dieser einstige große Futterplatz zentraler Rastplatz mit Rundbank und Schutzschirm. Eine dendrologische Besonderheit des Wegesterns sind die verschiedenen Baumarten, die die acht auf den zentralen Punkt zulaufenden Wege begrenzten und den Alleen ihre Namen verliehen. Jede Allee wurde mit einer unterschiedlichen Baumart bepflanzt, hatte eine unterschiedliche Länge und endete an einem Verbindungsweg, mit Ausnahme der Ahornallee, der in den großen Hirschweg mündete.
Zum Mittelpunkt des Wegesternes mit dem reetgedeckten Futterschirm führte nach Norden die Ulmenallee, im Uhrzeigersinn folgten: die Eichenallee, die Birkenallee, die Akazienallee, die Lindenallee, die Ahornallee, die Buchenallee und die lange Kastanienallee. Vorsorglich wurden die Bäume als große Heister gepflanzt, um Wildschäden gering zu halten. Gepflanzt wurden 150.000 große und kleine Gehölze, die überwiegend von der Landesbaumschule und der Gärtnerlehranstalt geliefert wurden. Nahrhaftes Wildfutter waren im Herbst Kastanien, Eicheln und Bucheckern. Heute sind die Strahlenwege des Wegesternes weitgehend erhalten, die namensgebenden Laubbäume aber leider nur noch sehr begrenzt vorhanden. Nachhaltig erhalten ist die Lindenallee, die als Bienenallee mit Schautafeln gestaltet wurde. Verjüngt ist die Ahornallee, deren zweite Hälfte Großer Hirschweg heißt, und wo Alt-Eichen und Buchen stehen. An der 0,8 km langen Birkenallee und der 1,4 km langen Kastanienallee stehen wegen der natürlichen Altersgrenze keine Altbäume mehr. Am Rondell des Wegesternes stehen einige Rosskastanien.
Um eine Neubepflanzung und Pflege der historischen Alleen bemüht sich der im Jahr 2004 gegründete Wildpark e.V. Der Wildmeisterweg, den eine doppelreihige Allee säumt, besitzt einige Alt-Eichen und Buchen, die an die Lennésche Zeit erinnern. Teilabschnitte von Altalleebäumen sind in der Wildmeisterallee, der Entenfängerallee am großen Hirschweg und in der Forststraße erhalten. Außerdem gibt es an der Wildmeisterei einen Streuobstgarten mit alten Apfelsorten. Mit seinen 29 verschiedenen Baumarten gilt der Wildpark als ein artenreiches Waldgebiet mit einem Laubholzanteil von annähernd 40 Prozent. In seiner Baumvielfalt übertrifft der Wildpark manche andere Parkanlage. Ein Grund, der die Baumvielfalt begünstigte, ist der einstige Standort der angrenzenden Gärtnerlehranstalt. Bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1903 hat die am Wildpark gelegene Königliche Gärtnerlehranstalt bei Schöneberg und Potsdam die Region mit Obst- und Waldgehölzen beliefert. Standortbestimmend für die gepflanzten Baumarten waren neben der Bodenart die günstigen Grundwasserverhältnisse. Bekannt ist, daß der ungestörte Grundwasserspiegel früher mehrere Dezimeter höher lag als gegenwärtig. Nach erfolgreichen Grundwassererkundungen entstand 1931 – 1933 am Nordrand des Wildparkes das Grundwasserwerk III Wildpark mit einer Tagesleistung von rd. 12.000 Kubikmetern. Das Wasserwerk versorgt die Einwohner der Brandenburger Vorstadt, der City und von Eiche, Golm, Wildpark-West und Geltow mit Trinkwasser. Der westliche Teil des Wildparkes von der Forststraße bis zur zweigleisigen Umgehungsbahnstrecke ist Landschaftsschutz- und Trinkwasserschutzgebiet. Durch den Bau des zweigleisigen Berliner Eisenbahnrings 1957/59 entstanden gravierende Waldschäden im historischen Wildpark und seinem Wegenetz. Seit dieser Zeit ist der Wildpark in eine westliche und eine östliche Wildparkhälfte zerschnitten. Mehrere Vereine verstärken ihre Aktivitäten, um wenigstens eine Überbrückung oder Tunnelung der Bahnstrecke für Fußgänger, Radfahrer und die Tierwelt zu erreichen.
Trotz mehrerer Defizite an Waldbestand, Waldwegen und denkmalgeschützten Gebäuden bleibt der Wildpark ein von Lenné und Persius geprägtes Landschaftsgebiet, das Schutz verdient und zum Nutzen der Bewohner der Insel Potsdam sowie der zahlreichen Besucher auch in Zukunft gefördert werden muss. Die Restaurierung von Wildmeisterei und Südtor sowie die geplante Wiederaufstellung der Rauchschen Bronzehirsche sind ein wichtiger Schritt in diese Richtung.