Aus Berliner Morgenpost | 27.03.2004

Kulturhauptstadt Europas: Volksfest eröffnet die Bewerbungsphase – Prominente werben für Potsdam

Von Dieter Salzmann

Potsdam – Der Wettlauf um den Titel Kulturhauptstadt Europas 2010 hat begonnen. Gestern stellte Potsdams Kulturstadtmanager Moritz van Dülmen das Konzept vor, mit dem sich die brandenburgische Landeshauptstadt gegen 16 Mitbewerber – darunter Regensburg, Görlitz, Kassel und Bremen – durchsetzen will. Heute wird der offizielle Bewerbungsstart von 15 Uhr anbei einem großen Volksfest in der Schiffbauergasse, dem künftigen Kulturstandort, gefeiert. Dabei soll der Potsdamer Bürgerschaft symbolisch die Schirmherrschaft für die Bewerbung übertragen werden.

Das Konzept unter dem Titel „Stell dir vor . . . Potsdam weckt Visionen“ setzt auf die einzigartige Landschaft, die die Stadt umgibt, die europäisch geprägte Stadtarchitektur und die legendären Babelsberger Filmwelten. Van Dülmen berief sich auf den Berater des Großen Kurfürsten, Johann Moritz von Nassau-Siegen, der seinem Monarchen im 17. Jahrhundert empfohlen hatte: „Das gantze Eyland soll ein Paradies werden.“ Diese Vision werde bis zum Jahr 2010 realisiert, sagte der Kulturstadtmanager. Geplant ist unter anderem, die nie verwirklichten Pläne des Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lenné aus dem 19. Jahrhundert umzusetzen. Die Stadt selbst, sagt van Dülmen, sei „ein begehbares Bilderbuch im Maßstab 1:1“, in dem man auf jeden Schritt an die europäischen Partnerländer erinnert werde. „Ob Holländerviertel oder Krongut Bornstedt mit seinem italienischen Flair – so überschaubar ist Europa selten“, sagte er.

Die dritte Hauptrolle im Konzept spielen die Babelsberger Studios. So wie dort würden an keinem anderen Ort Europas seit fast 100 Jahren Visionen in Filme umgesetzt. Große Potenziale bis 2010 lägen aber auch in der Entwicklung der Stadt als Standort für wissenschaftliche Einrichtungen, der Künste und der Stadt selbst, die mit der Errichtung der Schiffbauergasse als Kulturstandort mit dem Neubau des Hans-Otto-Theaters und der Wiedergewinnung der historischen Mitte vorangetrieben werden soll. Das Stadtschloss, dessen Wiedererrichtung ebenfalls bis 2010 geplant ist, wird in diesem Zusammenhang allerdings nicht erwähnt. Als Potsdam-Botschafter wollen unter anderen TV-Starmoderator Günther Jauch und Ulla Kock am Brink den Weg zum Erfolg bahnen helfen.

Am jetzt vorliegenden Konzept wird nun drei Monate lang gemeinsam mit dem Kulturministerium gefeilt, bis es am 30. Juni ans Auswärtige Amt in Berlin geht. Bis dahin soll sich auch die Zahl der Mitbewerber auf zehn reduziert haben. Bislang buhlen in mehreren Bundesländern jeweils mehr als eine Stadt um den Titel. Die Landesregierungen dürfen aber nur einen Kandidaten ins Rennen schicken. Nach Einschätzung van Dülmens gehört Potsdam mit zu den Favoriten.

Für die Bewerbungsphase, die bis zum Sommer 2006 läuft, gibt Potsdam etwa 1,6 Millionen Euro aus.

Potsdam im Netz:
Die Seite zur Kulturhauptstadt wird am 1. April geschaltet: www.potsdam2010.com

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