Verein will 870 Hektar großen Wildpark zu einem kulturell-historischen Kleinod gestalten
aus MAZ 05.01.2009 von Armin Klein
GELTOW – Es war schon schlimm genug, dass ab 1957 zwei Jahre lang eine Eisenbahnlinie quer durch das ruhige Waldgebiet südwestlich von Potsdam geführt wurde und den Lennéschen Wildpark durchtrennte. Er war vom berühmten Gartengestalter gemeinsam mit dem Baumeister Persius Mitte des 19. Jahrhunderts als Königlicher Wildpark errichtet worden. Als schließlich vor vier Jahren ernsthaft erwogen wurde, entlang der Bahntrasse auch noch eine B273-B2-Verbindungsstraße entstehen zu lassen, platzte den Bewohnern des idyllischen Geltower Ortsgebietes Wildpark-West der Kragen. „Mit dem Mediziner Bernd Rosenkranz an der Spitze und etwa 100 empörten Anwohnern im Gefolge gründeten wir spontan den Verein Wildpark e.V.“, sagt Vorstandsmitglied Olaf Riecke.
Der Verein hat heute 231 Mitglieder, die nicht nur den Straßenbau bisher verhindern konnten, sondern sich als Mitglied des Förderkreises Potsdamer Westraum vor allem zum Ziel gesetzt haben, den 870 Hektar großen, heute als Landeswald forstwirtschaftlich genutzten Wildpark zu einem kulturell-touristischen Kleinod zu gestalten. Darüber hinaus wird gegenwärtig am Projekt für die geplante Fußgängerbrücke über die Bahnlinie von der Ahornallee zum Großen Hirschweg gefeilt. Im nächsten Jahr sollen die Bauarbeiten für die Brücke mit 40 Meter Spannbreite beginnen.
Geführt wird der Wildpark-Verein derzeit von einem Sprechergremium. Geschäftsführer ist der pensionierte Physiklehrer Peter Grethlein, unterstützt vom ehemaligen Fluglotsen Olaf Riecke und der Werbefachfrau Ute Märker.
Bisher Erreichtes kann sich durchaus sehen lassen. So zeigt sich der Haupteingang zum früher 12 Kilometer umzäunten Wildpark, das Sanssouci-Tor an der Tierklinik, heute tatsächlich als Repräsentationsportal. Der Wildpark-Verein sorgte mit Fördermitteln und eigener Finanzierung dafür, dass die von Christian Daniel Rauch geschaffenen Bronzehirsche nun auf stabilen Säulen den Eingangsbereich mit seinen drei Wegen ins Innere schmücken.
Und der Verein will auch immer mehr Potsdamer und ihre Gäste in den Wildpark locken. So führt Peter Grethlein sechsmal im Jahr Wanderer durch den Park. Es geht zu den Persius- Forsthäusern, zu den Jagderfolg-Gedenksteinen der Könige, zum Bayrischen Haus und natürlich zum historischen Futterpilz mit Blick auf acht von Lenné strahlenförmig angelegte Alleen. Nicht zuletzt auf Initiative des Wildpark-Vereins wurden bisher die Ahorn- und die Lindenallee restauriert. Gleichermaßen wurden mehrere Sichtachsen und die Streuobstwiese wieder hergestellt.
Wer eine schnellere Gangart als die Wanderer bevorzugt, ist ebenfalls beim Wildpark-Verein gut aufgehoben, kann sich nämlich am Pro-Wildpark-Lauf beteiligen. Bei gutem Wetter nahmen bereits bis zu 180 Läufer an dem fünf oder zehn Kilometer langen Leistungslauf teil. Wer alldings gar nicht gern läuft, hat die Möglichkeit, jeweils Anfang September am Anglerklause-Steg Wildpark-West in ein Kanu zu steigen und mit Olympiasiegerin Kathrin Wagner-Augustin eine Paddeltour über die Havelseen zu unternehmen.