Aus PNN | 18.05.2006
Potsdams Stadtverwaltung plant Ausbau der Forstraße und Amundsenstraße auf Bundesstraßenstandard
Potsdam / Potsdam-Mittelmark – Wohin mit den Autos, die von der geplanten Templiner Spange aus im Bereich Pirschheide auf die B 1 stoßen? Die Antwort hatte die Potsdamer Stadtverwaltung auf der jüngsten Sitzung der Arbeitsgemeinschaft „Integriertes Verkehrskonzept Potsdam – Potsdam-Mittelmark“ parat. Ziel des Gremiums, das sich aus Vertretern der Parlamente, Verwaltungen und Initiativen aus Potsdam und Potsdam-Mittelmark zusammensetzt, ist es, eine Entscheidung zur umstrittenen Potsdamer Ortsumgehung vorzubereiten. Einigkeit in der Region ist die Voraussetzung, damit der Bund einen ersten Abschnitt der Umgehung zwischen B 1 und B 2 über den Templiner See finanziert.
Für Potsdams Verwaltung steht fest: Wenn diese Spange kommt, müssten auch Forststraße und Amundsenstraße bis zur B 273 in Bornstedt auf Bundesstraßenstandard ausgebaut werden. Bernd Kahle, Bereichsleiter Verkehrsentwicklung in Potsdams Bauverwaltung, erklärte die Verlängerung für notwendig, um eine wirkliche Entlastung für Potsdams City zu erreichen. „Das ist die natürliche Umfahrung, die das Verkehrsnetz auch hergibt.“ Nach älteren Prognosen würde sich die Verkehrsbelastung zwischen Pirschheide und Bornstedt damit verdoppeln – ein Umstand, der vor einigen Jahren die Unesco-Welterbekommission auf den Plan gerufen hatte, wie Albrecht Söllner in Erinnerung brachte. Denn für den Schlosspark Sanssouci gilt ein strenger Umgebungsschutz. Auch könne in dem von Wohnen und Bildung geprägten Bereich kaum von einer Umfahrung die Rede sein, mahnte Söllner.
Die spätere Weiterführung der Spange entlang der Bahn durch den Wildpark zur L 90 nach Werder ist derweil eine Option, die in immer weitere Ferne rückt: Werders Bauamtsleiter Axel Wolf machte deutlich, dass die Trasse im Flächennutzungsplanentwurf nicht mehr freigehalten werde. Man fürchtet mit dieser Netzverknüpfung neben der schon bestehenden Bahnstrecke eine zweite Durchschneidung der Blütenstadt. Werders Zukunft werde auch weniger in Lkw-Verkehr in Baumwipfelhöhe gesehen, sondern in der Entwicklung zum Erholungsort, in dem die Menschen ihren Haupturlaub verbringen wollen, wie der Bürgerinitiativler Gunnar Assmann darstellte.
Nicht weniger überraschend: Die Stadtverwaltung hält die Innerstädtische Entlastungsstraße Ises nach wie vor für „notwendig zur Entlastung der Innenstadt“, wie Kahle erklärte. Das Projekt, mit dem die Friedrich-List-Straße entlang der Bahn über die Neustädter Havelbucht mit der Zeppelinstraße verbunden werden soll, trifft zwar bei Potsdamer Stadtverordneten kaum noch auf Gegenliebe, wie Ralf Jäkel (PDS-Fraktion) stellvertretend erklärte. Eine Beschlusslage dazu gibt es aber nicht. Laut Bernd Kahle wirkt vielmehr ein Beschluss fort, mit dem die Stadtverordneten ihre Verwaltung mit der Ises-Planung beauftragt hatten. Je nachdem, wie sich die Verkehrssituation in Potsdams Mitte nach dem Bau des neuen Landtags gestaltet, wollten die Volksvertreter dann dezidiert zur Ises entscheiden. „Wir haben die Ises bislang nur noch nicht geplant, weil kein Geld dafür da ist“, sagte Kahle.
Erste Priorität für Potsdams Verkehrsplaner hat derzeit vielmehr die Neugestaltung des Kreuzungsbereichs der Humboldtbrücke (L 40) mit der Berliner Straße und die Verlegung der Tram in Seitenlage. Wie an den Darstellungen in der dritten Sitzung der Arbeitsgemeinschaft deutlich wurde, ist es ja auch gerade der Verkehr aus Richtung Teltow, der die Potsdamer Innenstadt belastet. Aus Michendorf und Werder treffen um ein vielfaches weniger Fahrzeuge in die City der Landeshauptstadt. Klaus-Uwe Gunold (PDS) fragte deshalb, ob mit der Templiner Spange das Problem nicht an der falschen Seite angepackt wird?
Denn auch für den Südosten Potsdams bestehen Überlegungen, wie man das Fahrzeugaufkommen durch Alternativangebote reduzieren könnte. Wichtigstes, von Kahle aufgeworfenes Thema: Die Tramverbindung bis Teltow. Hier schreckt man aufgrund der Baukosten vor einer engeren Betrachtung zurück. Spangengegner Andree Halpap (Grüne) forderte die Arbeitsgemeinschaft hingegen auf, keine Schere im Kopf zu haben: „Dass der Bund bezahlt, macht die Netzverknüpfung volkswirtschaftlich nicht billiger als Konzepte zur Verkehrsvermeidung.“ Henry Klix