Skulpturen Rauchs am Wildpark aufgestellt mit Alarmanlage und Kamera
MAZ | 31.03.2006
PEER STRAUBE
WILDPARK Majestätisch blickend, die Häupter von kapitalen Geweihen gekrönt, wachen sie nun wieder über den Eingang zum Wildpark. Gestern Nachmittag wurden die beiden von Christian Daniel Rauch geschaffenen Bronze-Hirsche auf ihren neuen gelben Ziegelsockeln feierlich enthüllt. Trotz strömenden Regens waren rund 70 Neugierige zum Forsthaus Sanssouci-Tor gekommen, um der Zeremonie beizuwohnen.
100 Jahre lang, von 1845 bis 1945, zierte das metallene Wild den Eingang am Forsthaus Kuhfort. Nach dem Krieg transportierte die Rote Armee die Skulpturen ab und karrte sie nach Wünsdorf, wo sie die nächsten Jahrzehnte vor dem Theater auf dem Militärgelände ihr Dasein fristeten. Saskia Hüneke, Skulpturen-Kustodin der Schlösserstiftung, gelang es vor zwölf Jahren, die wertvollen Plastiken für ein paar Tausend Mark von den abrückenden GUS-Truppen loszueisen und zunächst im Stiftungsdepot einzulagern.
Die Bürgerinitiative Forststraße und der Wildpark e.V. und vor allem Wildpark-Historiker Adolf Kaschube machten sich schließlich für eine Wiederaufstellung stark. Rund 20 000 Euro konnten gesammelt werden. Das Gros kam von Kleinspendern – überwiegend Anwohner. “Ein schönes Beispiel für bürgerliches Engagement”, freute sich Albrecht Söllner von der Bürgerinitiative. Das Land beteiligte sich mit 5000 Euro, auch die Bahn-Akademie, die Energie und Wasser Potsdam und die Tierärztliche Klinik, die ihren Sitz im Forsthaus hat, gaben etwas dazu. Bauunternehmer Fiebig transportierte die Hirsche kostenlos an Ort und Stelle, die Firma Bruhn & Böhm spendete die Ziegel für einen der beiden Sockel. Nach wie vor gehören die Bronze-Tiere der Schlösserstiftung, die sie nach erfolgter Restaurierung an den Wildpark e.V. verliehen hat. 15 000 Euro seien allein für die Versicherung der Skulpturen für die nächsten zwölf Jahre draufgegangen, so Söllner. Doch hat man sich für den Schutz allerhand einfallen lassen. Um potenziellen Langfingern den Wind aus den Segeln zu nehmen, sind die beiden Pfeiler mit Bewegungssensoren ausgestattet. Rückt also jemand mit schwerem Gerät an – jeder Hirsch wiegt immerhin 750 Kilo – geht eine Alarmanlage los. Auch eine Videoüberwachung wurde installiert. Zudem haben Sockel und Plastiken eine Anti-Graffiti-Beschichtung erhalten.
Die den Wildpark zerschneidende Bahnlinie sei schuld, dass die Rauch-Hirsche nicht am originalen Standort aufgestellt würden, sagte Stiftungs-Generaldirektor Hartmut Dorgerloh. Ihren neuen Platz wertete er als ersten Schritt zur Aufwertung der Nahtstelle zwischen Wildpark und Park Sanssouci, die die Stiftung in den kommenden Jahren weiter “in Ordnung bringen” wolle. Den Hirschen wünschte Dorgerloh vor allem Ausdauer: “Mögen sie noch 150 Jahre dort stehen!” (Potsdam)
Foto: Joachim Liebe