Tierskulpturen von Christian Daniel Rauch wurden gestern am Eingang Sanssouci-Tor aufgestellt
Aus PNN | 31.03.2006
Wildpark – Seit gestern wird der Eingang zu Tierklinik und Tierheim, dem ehemaligen Forsthaus Sanssouci-Tor, von zwei prachtvollen Bronzehirschen flankiert. Der von Bernd Rosenkranz geleitete Wildpark e.V. hatte sich mit der Bürgerinitiave Forststraße unter Albrecht Söllner zusammengetan, um durch die beiden Tierskulpturen diesen Bereich städtebaulich aufzuwerten und gleichzeitig auf den Mitte des 19. Jahrhunderts durch Peter Joseph Lenné gestalteten Wildpark hinzuweisen. Dieser soll wieder zu einem Wandergebiet entwickelt werden.
Das würdigte gestern Nachmittag bei der Enthüllung der Hirsche auch Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Die Stiftung hat die beiden Skulpturen zur Verfügung gestellt. Dabei handelt es sich um die „liegenden Hirsche“ des berühmten Bildhauers Christian Daniel Rauch, dessen Entwurf 1844/45 von dem Kunstgießer Christoph Heinrich Fischer in Bronze ausgeführt wurde. Wie die Kustodin der Skulpturensammlug der Stiftung, Saskia Hüneke, herausfand, schmückten die beiden Hirsche ursprünglich den am Forsthaus Kuhtor, dem nördlichen Eingang zum Wildpark, beginnenden Weg zum königlichen Teeplatz auf dem Großen Entenfängerberg. König Friedrich Wilhelm IV. hatte sie bei Rauch in Auftrag gegeben. Der Bildhauer, dessen berühmtestes Werk das Reiterstandbild Friedrichs des Großen Unter den Linden in Berlin ist, galt auch als ein Meister der Tierskulptur. Nach 1945 brachten die sowjetischen Besatzer die Hirsche in ihr Oberkommando nach Wünsdorf, wo sie vor dem Theatersaal aufgestellt wurden. Vor dem Abzug der russischen Truppen wurden sie 1994 wiederentdeckt, durch die Stiftung erworben und auf dem Schirrhof untergestellt. Sie restaurierte die Figuren und ließ ein abgebrochenes Geweihstück nachgießen.
Die Suche nach einem neuen Aufstellungsort gestaltete sich problematisch, denn südlich von Kuhfort wird das Terrain heute durch Eisenbahnlinien durchschnitten; der Weg zum Entenfängerberg führt durch das Gelände des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr. Da die historische Situation nicht wiederhergestellt werden kann, unterbreitete der Wildpark e.V. den Vorschlag, die Hirsche am Forsthaus Sanssouci-Tor aufzustellen. Dieser Vorschlag wurde durch die Stiftung und die Leitung der Tierklinik unterstützt, die darüber einen Leihvertrag abschlossen. Im Herbst gab es den ersten Spatenstich für die beiden Pfeiler, die die Tierskulpturen tragen. Dafür lieferte die Potsdamer Architektin Christiane Lierow den Entwurf.
Für das Vorhaben mussten 21 000 Euro aufgebracht werden. Ein erheblicher Teil der Summe wurde durch Fördermittel aus dem Umweltministerium sowie Sponsoren aufgebracht, darunter die Tierklinik, Energie und Wasser Potsdam und beteiligte Baufirmen. Weitere Spenden sind willkommen. Besonderer Dank galt gestern dem Vereinsmitglied Adolf Kaschube, der das Vorhaben vorbereitet und privat finanziell gefördert hat. Er ist auch Autor eines „Kleinen Wildparkführers“, dessen Verkaufserlös ebenfalls dem Verein zugute kommt. Erhart Hohenstein