Förderkreis will Lennés vergessenes Werk zurückgewinnen / Neue Wildpark-Brücken
aus MAZ vom 16.04.2008 von Carola Hein
Die in Vergessenheit geratene, weil verwilderte Lennésche Kulturlandschaft im Westen der Insel Potsdam soll wiederentdeckt und „auf historischer Basis innovativ gestaltet“ werden. Für dieses Ziel gründen die Vereine Wildpark, Lenné-Akademie und Landschaftspflege Potsdamer Kulturlandschaft übermorgen den Förderkreis „Potsdamer Westraum“. Das sagte gestern Projektkoordinator Jan Bornholdt. Man kooperiere mit der Stadt, der Forst und der Universität Potsdam, die mit dem Wissenschaftscampus Golm ein expandierender Mitbewohner des Areals ist. Laut Matthias Kühling bringen sich Uni-Geologen und -Chemiker bei der Altlastenbeseitigung ein. Doch die gedeckelte Deponie im Golmer Luch werde deshalb nicht schneller verschwinden, so Bornholdt, „sie wird wohl zunächst 12 bis 15 Jahre beobachtet“.
Grundlage der Westraum-Visionen, die Bornholdt als „Alternativentwurf zum standardmäßigen Flächennutzungsplan“ sieht, ist der Masterplan von Roberto Pirzio-Piroli. Der Architekt wird seine Gestaltungsideen für die Landschaft zwischen Geltow und Marquardt am 18. April vorstellen. Getreu dem Credo Peter Joseph Lennés (1789-1866) „Auch die glücklichste Landschaft … kann durch die richtige Anwendung der Gartenkunst … ästhetisch aufgeschmückt und ökonomisch verbessert werden“ sucht man nun Verbündete in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, um Naherholung und Tagestourismus zu fördern. Schritt für Schritt sollen Teilbereiche wie das restaurierungsbedürftige Nordtor zum Wildpark oder die überformten früheren Belvedere-Standorte auf dem Reiherberg, dem Kahlen Berg und dem Windmühlenberg wieder erstehen.
Der Wildparkverein plant neue Brücken am Zernsee und an der 1957/58 gebauten Bahnlinie. „Mit der Bahn haben wir das abgestimmt“, sagte Vereinschef Bernd Rosenkranz. Nun wolle man die Bahnakademie als Partner gewinnen.
Geld für ihre Vorhaben, so hoffen die Beteiligten, könnte das „Milan“-Projekt einbringen, das der Lennéschen Kulturlandschaft im 21. Jahrhundert gewidmet ist. Damit beteiligt sich die Stadt, die Sielmann Stiftung und die Universität Potsdam am Bundeswettbewerb „idee.natur“. Laut Kühling gibt das Bundesamt für Naturschutz demnächst jene zehn Bewerber bekannt, die von 121 Einsendern in die engere Wahl kommen. „Wir haben keine schlechten Chancen.“ Prämiert und bis zu zwölf Jahre gefördert werden die fünf besten Projekte. „In die Regionen fließen dann zweistellige Millionen Euro-Beträge“, so Kühling.
Info Gründung des Förderkreises am 18. April, 17.30 Uhr, Schloss Lindstedt.